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Direktvermarktung von Photovoltaik-Strom: Voraussetzungen, Anbieter und Technik im Überblick

Die Direktvermarktung von Photovoltaik-Strom ist für viele Betreiber von PV-Anlagen ein wichtiger Baustein zur Wirtschaftlichkeit. Durch die Direktvermarktung wird der erzeugte Solarstrom nicht mehr ausschließlich über die EEG-Vergütung abgerechnet, sondern aktiv am Strommarkt verkauft. Ab einer bestimmten Anlagengröße ist diese Vermarktungsform sogar gesetzlich vorgeschrieben.

In diesem Beitrag erfährst du:

  • Ab wann die Direktvermarktung verpflichtend ist
  • Welche Anbieter es gibt
  • Welche technischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen

Was bedeutet Direktvermarktung bei Photovoltaik?

Bei der Direktvermarktung von PV-Strom verkaufen Betreiber ihren Strom direkt an der Strombörse oder an Stromhändler, statt nur die feste EEG-Vergütung zu beziehen. Im Gegenzug erhalten sie die sogenannte Marktprämie, die die Differenz zur EEG-Förderung ausgleicht.

Vorteile der Direktvermarktung:

  • Potenziell höhere Erlöse als die feste Einspeisevergütung
  • Teilnahme an flexiblen Strommärkten
  • Pflicht bei größeren PV-Anlagen

Wann ist die Direktvermarktung Pflicht?

AnlagengrößeDirektvermarktung
Bis 100 kWpFreiwillig
Ab 100 kWpPflicht (§ 21 EEG 2023)
Ab 135 kWZusätzliche Netzanschluss-Pflichten nach VDE-AR-N 4110
  • Bis 100 kWp: Betreiber können freiwillig in die Direktvermarktung gehen.
  • Ab 100 kWp: Die Direktvermarktung ist verpflichtend. Die Anlage muss fernsteuerbar sein.
  • Ab 135 kW: Zusätzliche technische Anforderungen wie EZA-Regler und Netzanschluss nach Mittelspannungsrichtlinie.

Anbieter für die Direktvermarktung von PV-Strom im Vergleich

Die Auswahl des passenden Direktvermarkters hängt von der Anlagengröße, dem Servicebedarf und der Vermarktungsstrategie ab.

AnbieterModelleBesonderheiten
EnBWMarktprämie, PPA, BilanzkreisRenommierter Anbieter, starke Infrastruktur
Statkraft / RWE / Next KraftwerkeMarktprämie, Virtuelles KraftwerkSpeziell für Großanlagen
Enpal / EnerixMarktprämieSpeziell für kleine Dachanlagen, Rundum-Service
Clean Energy Sourcing / Energy2MarketMarktprämie, PPAFokus auf erneuerbare Energien
Stadtwerke & RegionalversorgerLokale PPANähe zum Betreiber, regionale Lösungen

Technische Voraussetzungen für die Direktvermarktung

Ab einer installierten Leistung von 100 kWp sind bestimmte Hardware-Komponenten verpflichtend.

1. Fernsteuerbare Regelungseinheit (EZA-Regler)

  • Beispielgeräte: Solar-Log Base + EZA, Consolinno Leaflet HEMS, Siemens SICAM A8000
  • Wichtig: Ab 100 kWp Pflicht
  • Ermöglicht die Fernsteuerung durch den Direktvermarkter

2. Fernwirkschnittstelle / Datenlogger

  • Typische Lösungen: VPN-Router, Smart Meter Gateways, Solar-Log Meter
  • Verbindet die Anlage mit dem Direktvermarkter für Datenübertragung und Steuerung

3. Zertifizierter NA-Schutz (Netz- und Anlagenschutz)

  • Ab 30 kWp: Ziehl UFR1001E, DEIF PNA30
  • Ab 135 kW: Zusätzliche Anschlussbedingungen gemäß VDE-AR-N 4110

4. Erzeugungszähler (RLM-Zähler)

  • Pflicht für die Direktvermarktung
  • Viertelstundengenaue Leistungsmessung
  • Muss vom Netzbetreiber zugelassen sein

5. Schaltorgan (Schütze oder Leistungsschalter)

  • Fernsteuerbar und redundant ausgelegt
  • Wird vom EZA-Regler angesteuert

Fazit: Lohnt sich die Direktvermarktung von PV-Strom?

Für Betreiber von Photovoltaikanlagen ab 100 kWp ist die Direktvermarktung gesetzlich vorgeschrieben. Auch für kleinere Anlagen kann sich die freiwillige Teilnahme finanziell lohnen, wenn höhere Strompreise erzielt werden. Die Wahl des passenden Anbieters, die technische Umsetzung und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sind entscheidend für den Erfolg.

👉 Tipp: Frühzeitig den richtigen Direktvermarkter wählen und die notwendigen technischen Komponenten einplanen – so ist ein reibungsloser Wechsel möglich.


Häufige Fragen zur Direktvermarktung von PV-Strom

Was ist die Marktprämie?
Die Marktprämie gleicht die Differenz zwischen dem Börsenstrompreis und der EEG-Vergütung aus.

Ist die Direktvermarktung für alle PV-Anlagen Pflicht?
Nein, erst ab 100 kWp besteht die Pflicht zur Direktvermarktung.

Welche Technik wird benötigt?
Ab 100 kWp: EZA-Regler, Fernwirkschnittstelle, RLM-Zähler, zertifizierter NA-Schutz und ein Schaltorgan.

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